Vor dem Kipppunkt der Abweichung, vor der Angst, aus dem Gleichgewicht zu geraten, miniaturisiert wie gigantisch, minimal wie großzügig: Gallery Cubeplus zeigt einen Dialog der Arbeiten der Künstler BENEDIKT LÜBCKE (DE) und AKIHIRO HIGUCHI (JPN) von der Mikiko Sato Gallery.
Eine sich aufladende Spannung, wie die Konzentration einer Nadelspitze, die darauf wartet, in den Finger einzudringen.
Das Werk von AKIHIRO HIGUCHI spricht von einer übertriebenen Liebe zu den Tieren; von der Tendenz, sie zu vermenschlichen, von der Schuld, sie für andere Zwecke zu nutzen, und von den schillernden Mustern, mit denen er den Insekten Exotik verleiht, während er gleichzeitig die Menschheit an den Egoismus der Aneignung von Tieren erinnert, vom Essen bis zur Trophäe.
Andererseits bewegt sich BENEDIKT LÜBCKE mit den Krallen der Harpyien am Rande eines Gleichgewichts, wo ein Windstoß ausreicht, die Balance, unter der sich ein Unwohlsein aufbaut, zu sprengen. Diese scharfen Krallen, wie die kleinen Hände der Dämonen von Hieronymus Bosch, scheinen aus einem unbekannten Raum zu kommen und bieten den Betrachtenden Haustürschlüssel an.
Der Ursprung der Krallen scheint ebenso ungewiss wie der Weg, den der Schlüssel potentiell eröffnet. Behutsam und doch bedrohlich, zugewandt und doch hinterlistig steht dieses Sinnbild im Dialog mit dem Raum in seiner ehemaligen und aktuellen Funktion – verweist auf den damaligen Schlüsseldienst, der hier vor wenigen Jahren noch ansässig war.
Diese bizarren, aber geheimnisvollen und doch ungewöhnlich schönen Werke prallen aufeinander wie ein Seufzer vor dem Ausbruch der Angst.
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