no.37

Cora wöllenstein

Eva noeske

>miroir MOBILE<

DO. 09. März - SA. 08. april 2023

08. April. 2023 - 15:30 jAN gROLLMUß  , mUSIKPERFORMANCE ( gITARRE)

Fotos: Paul Dorobisz

Unter dem Jahresthema “Der Körper als Medium“ präsentieren wir die Ausstellung >miroir mobile< von Eva Noeske (Leipzig) und Cora Wöllenstein (Berlin).

Die beiden Künstler* innen arbeiten multimedial mit Malerei, Skulptur, Zeichnungen, Texten und Performance. Durch die Verwendung verschiedener Materialien wie Leder, Glas, Stein, Holz und Metall bestätigen Wöllenstein und Noeske innerhalb der Ausstellung deren flexible Möglichkeiten, die eigene und imaginierte Identitäten facettenreich
darzustellen. Wenn Arbeiten reflektierend auftreten, wird ein Perspektivenwechsel ermöglicht, der anregt, sich in das Andere hineinzuversetzen. Die Grenzen zwischen Selbstwahrnehmung, Fiktion und Erinnerung werden verwischt. Im Mittelpunkt steht ein Körper, ein Individuum, ein Geschöpf, welches eine Geschichte erzählt und die surreale Atmosphäre unserer Zeit widerspiegelt. Ein Spiegel, um sich im Anderen oder in der Welt zu erblicken. Ein Dialog zwischen Selbst und Umgebung, zwischen Erschaffer* in und Kunstwerk, zwischen Mensch und Tier.

 

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 Ich seh, ich seh, ich sehe mich oder ist ich ein:e Anderer:e?

Als hätten wir nach ihnen gerufen, zeigt sich uns ein Moment der Zusammenkunft. Cora Wöllenstein und Eva Noeske präsentieren uns nicht-menschlich scheinende Wesen, die sich in ganz 

unterschiedlichen Räumen, mal natürlichem Ursprunges, mal vom ‘Menschen’ gemacht, zeigen, in denen sie so wirken, als würden sie ihren Umraum erforschen. Dabei versuchen sie, das physisch Mögliche zu durchbrechen und aus ihren Räumen herauszutreten. Sie 

durchqueren die letzte Schicht, die Oberfläche, die die eigene Haut oder die letzte Schicht der Malerei darstellen könnte, um mir dir in den Dialog zu treten. Sind sie Fremde oder 

Gefährt:innen, der Versuch, sie zu lesen, ist zum Scheitern 

verurteilt. Denn im Moment des Betrachtens wirst du merken, dass du den Dialog mit ihnen nicht aufnehmen kannst. Was möchten sie dir sagen, was stellst du in ihren Augen dar? Sie bleiben still. Betrachten wir den Narciss und Echo Mythos gemeinsam als 

Vergleich: 

Echo von Narciss Schönheit hingerissen, folgt ihm in den Wald und spricht ihn an. Sie versucht, ihn für sich zu gewinnen, kann aber nur seine letzten Worte wiederholen und selbst keine Worte produzieren. Narcissus selbst ist nicht angetan von ihren Worten, seinen Worten, und weist die Liebe ab. Daraufhin zieht Echo sich in den Wald zurück, verliert ihren Körper und wird nun nur noch über die Stimme des Widerhalls wahrgenommen, die sie anderen 

zurückgibt. Narciss hingegen, verflucht durch die Abweisung gegen Echo, erblickt nun sich selbst in einer spiegelnden Flussquelle und verliebt sich in sein eigenes Antlitz. Er realisiert, dass er sein Abbild nicht erreichen kann, tötet sich daraufhin selbst und schmilzt vor Liebe dahin. So wie Echo, geben die Werke nur die Worte wieder, die du, wie einst Narciss, dir nur selber sagen kannst. Wie auch er findest du kein Gegenüber, sondern schaust in die spiegelnde (Wasser-)Oberfläche der Werke. Du schaust in deine eigenen Augen und eröffnest den Dialog mit dir selbst.

Im Spiegelbild sind wir allein im Raum, der hinter uns liegt. Aber anders als der Spiegel, der augenblicklich zurückgibt, also nur als Überträger eines Bildes dient, sind in den ausgestellten Werken die Abbilder gespeichert. Sie eröffnen ihren ganz eigenen utopischen Raum, zu dem uns der Zugang versperrt ist, den wir jedoch von außen betrachten können. Die Wesen, im Abseits, 

wiederholen unsere Gedanken und schicken sie zu uns zurück. Aus der Ferne klingt das Echo wie ein Kanon aus dem Wald, sie singen ihre Geschichte, die die unsere ist.

 

 

 

text von Carlotta Drinkewitz